Erfreuliche Zahlen hatte das Finanzministerium am Montag zu vermelden: Gut 2,3 Prozent soll die deutsche Wirtschaft dieses Jahr wachsen. Dabei ist diese Einschätzung konservativer als jene der meisten Wirtschaftsforschungsinstitute, die gar von bis zu drei Prozent an Zuwachs sehen. Gefahren dafür, dass dieser Aufschwung an der Bevölkerung vorbei gehe, sieht das Ressort von Finanzminister Wolfgang Schäuble vor allem in den ansteigenden Energiepreisen. Dennoch zeigen sich die Experten optimistisch, was die Inflation für das laufende Jahr angeht. Unter 2 Prozent werde die Teuerung ihren Einschätzungen nach liegen. Krisengebiete und Schwellenländer Ein Grund für die Zunahme der Energiepreise sind die Unruhen in Nordafrika und im Nahen Osten, also in den Regionen, die maßgeblich zur Versorgung mit Erdöl beitragen. Je größer die Angst der Industrienationen, dass Öl bald nicht mehr in den benötigten Mengen fließen werden, desto höher auch der Run auf das kostbare Gut. Entsprechend verknappt sich bei steigender Nachfrage und dem Wunsch, alle Reserven zu füllen, das Angebot bzw. wird dieses auch durch kriegerische Auseinandersetzungen beispielsweise in Libyen nicht mehr in den Größenordnungen wie in Vorkrisenzeiten geliefert. Deutsche und europäische Verbraucher bekommen dies durch hohe Öl- und Benzinpreise zu spüren. Auch Lebensmittel werden immer teurer, da zahlreiche Felder zu Monokulturen 'umgebaut' wurden, um Mais und Raps anzubauen, der wiederum als Öko-Sprit die Abhängigkeit vom Öl mindern soll. Andererseits sind es in erster Linie die Schwellenländer, die großen Bedarf an deutschen Produkten haben. Der Export erweist sich demnach immer noch und immer wieder als Motor der deutschen Wirtschaft. Auch Industriestaaten gehören zu den Kunden deutscher Unternehmen. Hier im Export und damit auch in der Produktion von Exportgütern sind die Wachstumseffekte verortet. Was tun ohne Konsum? Mit steigendem Export verdienen Unternehmen mehr Geld, zahlen ihrer Belegschaft höhere Löhne und somit findet sich auch der Konsum in Deutschland im Aufwind. Dabei muss jedoch gesagt werden, dass höhere Energiepreise natürlich dazu führen, dass Menschen real weniger bleibt und sie daher weniger für Produkte aus den Bereichen Unterhaltungselektronik, für Autos, etc. ausgeben können. Mehr bekommen würden hingegen gerne die Unternehmen. So forderte DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann Steuerentlastungen für deutsche Unternehmen mittels Änderungen bei der Unternehmensbesteuerung (Fortführung der degressiven Abschreibung auf Anlagegüter, Erleichterungen hinsichtlich der Erbschaftssteuer, etc.). Andererseits schlug er auch einen Abbau von Subventionen vor, die praktisch alle Branchen träfe. Insgesamt sieht Driftmann in diesem Jahr höhere Einnahmen für den Staatshaushalt durch entsprechende höhere Steuereinnahmen (bis zu 10 Mrd. Euro) und kann sich demnach vorstellen, dass diese Mehreinnahmen auch zur steuerlichen Entlastung der Unternehmen als Konjunkturmotoren eingesetzt werden. Das Finanzministerium hingegen sieht wenig Spielraum für Steuersenkungen. Dabei weist Schäuble sowohl auf die noch nicht absehbaren Folgen des Erdbebens und Atomkatastrophe in Japan hin, wie auch Deutschland demnächst Einzahlungen in und Bürgschaften für den neuen Euro-Rettungsschirm ESM tätigen muss.
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TAM-Wochenblatt Ausgabe 10 KW 12 | 23.03.2011 |
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